introduction transmediale.07 - unfinish!
introduction transmediale.07 - unfinish!
Das Thema der transmediale.07 unfinish! befragt das Terrain menschlichen Handelns und künstlerischer Praxis zwischen Offenheit, Endlichkeit und Abschließung. unfinish! ist zugleich Schlachtruf und Fluch der Arbeit mit digitalen Medien, die keinen Abschluss, sondern nur aufeinander folgende Versionen kennt. Ist dieses Unbeenden ein Paradigma digitaler Kultur? Der moderne Fortschrittsglaube lehrt die Überzeugung, dass sich alles in einem ständigen Prozess der Veränderung und Verbesserung befindet. Prozessualität, Unabgeschlossenheit und die Verweigerung eines Werks sind zu ungefragt positiven Qualitäten künstlerischer Arbeit geworden. Dahinter steckt ohne Zweifel auch der Wunsch, alle Möglichkeiten in der Schwebe zu halten, und die Angst vor der Irreversibilität unserer Entscheidungen. Im Gegensatz dazu behauptet die anti-darwinistischen Hypothese vom Intelligent Design, dass die biblische Schöpfung abgeschlossen sei - eine vor-moderne Art der Leugnung von Geschichte als Prozess, der eine radikale Philosophie der Offenheit entgegen zu setzen ist. Künstlerische Arbeit zeichnet sich durch ihre Bereitschaft aus, scheinbar abgeschlossene Prozesse immer wieder zu öffnen und ihre vielfältigen Potenziale neu auszuspielen, notwendige und scheinbar überflüssige Fragen immer wieder anders zu stellen. Die transmediale.07 untersucht unter dem Motto unfinish! künstlerische Prozesse, die offen sind für Veränderung und die Umkehrung einmal getroffener Entscheidungen. Das Festival konzentriert sich auf den Punkt, an dem Festgefügtes erneut in die Schwebe gebracht wird, und fragt nach der Bedeutung von Kontinuität und Veränderung.