Ascension (WOSCHOSDENIJE)
Ascension (WOSCHOSDENIJE)
Was einst die Menschheit den Atem anhalten ließ, ist heute Gegenstand gelangweilter Museumsführungen: Laika, Juri Gagarin, Walentina Tereschkowa. Die Geschichte der Raumfahrt erzählt Pavel Medvedevs Kompilation jenseits von Nostalgie oder der überstrapazierten Lesart vom Kampf der Systeme im „Wettlauf zum Mond“. In einer assoziativen Kette verbindet er Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis gegraben haben, wie die winkenden Kosmonauten vor der Raketenluke, mit kaum bekanntem, teils spektakulärem Archivmaterial. Den Aufnahmen von Experimenten, Tieren und Menschen im zentrifugalen Schleudergang, geglückten und misslungenen Raketenstarts, dem Schweben, Duschen, Essen in der Schwerelosigkeit, den Hände schüttelnden Politikern setzt er die unsäglichen Mühen des Bodenpersonals entgegen: Armeen von Arbeitern, die ameisengleich Industrien errichten, ein vor den zentnerschweren Pflug gespannter Bauer. Der strebende Mensch bleibt am Ende eine armselige Kreatur, deren Weg sich in den Trümmern von 9/11 verliert. Auch die Tonspur, in der sich sphärische Klänge mit sparsam eingesetzten O-Tönen, banalen Alltagsgeräuschen, fernen Funksprüchen und einem wiederkehrenden Musikmotiv mischen, eröffnet ständig neue Denkräume.
Grit Lemke, DOK Leipzig