Crashed Economy: Debugging and Rebooting
Crashed Economy: Debugging and Rebooting
Wirtschaftlichen Krisen entgegen zu blicken, bedeutet, dualistische Perspektiven (Kapitalismus vs. Anti-Kapitalismus) in Frage zu stellen und sich ein nachhaltiges Wertenetzwerk vorzustellen, bei dem Wachstum und Prekarisierung durch eine grundlegende Ökologie ersetzt werden. Diese Veranstaltung besteht aus zwei Teilen, in denen der Kapitalismusbegriff durch direkte Interventionen und gemeinschaftliche Überlegungen in Frage gestellt wird. Es geht um Ideen zur Abkehr von Eigentumsfinanzen und Handelsverordnungen hin zu einem verteilten Gemeingut und Praktiken der sozialen Vernetzung.
In Teil 1: What Capitalism? zeigen Steve Lambert (usa) und Daniel Garcia Andujar (es), wie man sich durch direkte Interventionen und spielerische Praktiken in Krisenzeiten kritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetzen kann. Elanor Colleoni (it/dk) fungiert dabei als Kommentatorin.
Steve Lambert (USA) - Capitalism Works for ME! True-False
Capitalism Works For Me! True/False ist eine sechs mal drei Meter große elektronische Anzeige, die Passanten dazu aufruft, durch eine scheinbar einfache Frage abzustimmen: Ist Kapitalismus für dich in Ordnung? Diese Interaktion soll schließlich aber nur als Aufhänger zu komplexeren Fragen und Gesprächen führen. Die Idee, dass es keine
Alternative dazu gibt, wie unsere Welt funktioniert, raubt uns unsere Fähigkeit zu träumen. Als Bürger brauchen wir den Mut, solche Diskussionen zu beginnen, damit wir auf eine neue und bessere Zukunft hinarbeiten können.
Daniel Garcia Andujar (Spain) / Technologies To The People – Postcapital
Grenze, Monolith des Kapitalismus, Zusammenarbeit, Kollektive Intelligenz, Gemeinschaft, Komplexität, Verbundenheit, Geschichte Machen, CopyWhat?, Kulturelles Gedächtnis, Gefährliches Wissen, Entscheidung, Entschlüsselung, Digitaler Diogenes, Digitale Revolution, Digitalisierung, Bildung, Druckfehler, Angst, Fließendes Wissen, Freie Software, Globales Archiv, Informationsgesellschaft, Wissensproduktion, Sprachkartographie, Lernen Erlernen, Mapping, Kritik der Massenmedien, Gedächtnis, Speicher, Netzwerk, Beteiligung, Pathologisierung, Post-Kommunismus, Privatbesitz, für das Gemeingut, Öffentlicher Raum, Erneutes Lesen, Regression, Vereinfachung, Spezifizität, Topographie der Angst, Übersetzung, Transparenz, Utopie, Betonung, ...
In Teil 2: Hacking Finance, Rethinking Trade stellen Jaromil (it/nl), Kate Rich (uk) und Shintaro Miyazaki (jp/de) alternative Handelsrouten in Wirtschaft, Kunst und sozialer Interaktion vor und blicken über die Finanzkrisen hinweg auf eine neue Ökologie des Geldes. Elanor Colleoni ist weiterhin am Gespräch beteiligt.
Kate Rich (uk) - Feral Trade
Feral Trade („Wilder Handel“) (Import-Export) ist ein Lebensmittelhandel außerhalb der primitiven Ströme des offenen Marktes seit 2003. Er entstand aus der Idee, Beziehungen zu elementaren Waren nur durch den Gebrauch persönlicher Beziehungen zu sichern. Der Begriff „feral“ beschreibt hierbei einen Prozess, der gewollt wild ist (wie eine Taube), im Gegensatz zu einer romantisierten Ansicht von Naturwildheit (wie beim Wolf).
Jaromil (it/nl) – DYNDY
Die Internetseite DYNDY ist der Versuch, Gemeinschaften über Konzepte und Instrumente zu informieren und zu ermächtigen, finanzielle Knappheit zu bewältigen. Sie entfaltet sich als wissenschaftliche Forschung, die in Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Bereichen betrieben wird: Ökonome, Philosophen und Hacker. Die Ergebnisse sind als Veröffentlichungen zugänglich, die – obwohl sie in akademischer Theorie begründet sind – auf eine Verbreitung von innovativen Konzepten und auf ein Wechselspiel mit bereits bestehender und zukünftiger Umsetzung von finanziellen Systemen abzielen. Nach zwei Jahren Forschung werden die Ergebnisse nun detailliert präsentiert.
Shintaro Miyazaki (DE/JP) - Algorhythmic Catastrophes 1990-2010.
Diese Präsentation beschäftigt sich mit zwei Fallstudien: Dem Zusammenbruch des AT&T Ferntelefonnetz im Januar 1990, der in Bruce Sterlings „Hacker Crackdown“ erwähnt wurde, und dem kürzlichen Absturz des US-Finanzmarktes am 6. Mai 2010, dem „Flash Crash“, aufgrund des Automatisierten Handels. Diese neue Art von Handel entwickelte sich um 2005 und macht heute 70% der Handelstätigkeit der US-amerikanischen Finanzmärkten aus.
(Image: Steve Lambert. Capitalism Works for Me)