Das Schleyerband ist eine Sammlung von TV- und Nachrichtenvideos, zwei Stunden Medienberichterstattung über die berüchtigte Baader-Meinhof-Bande. Das Material von Bruch beginnt im September 1977 mit der Entführung von Hanns-Martin Schleyer und den dramatischen Nachrichtenreportagen vom Ort des Autounfalls in Köln, bei dem Schleyer verschleppt wurde. Von dort geht Bruch chronologisch weiter mit verstärktem Einsatz von Material aus offiziellen Pressekonferenzen, Spekulationen in Talkshows, öffentlichen Interviews und Nachrichten, die detailliert über die Ereignisse berichten, die schließlich zum Niedergang der linken terroristischen Rote Armee Fraktion führen sowie zum Gruppenselbstmord von Andreas Baader, Ulrike Meinhof und andere RAF-Anführer. Bruchs Archiv gibt einen unglaublichen Eindruck über den enormen Einfluss, den die RAF zu der Zeit auf die deutsche und internationale Öffentlichkeiten hatte. Starke Angst, Spekulationen und Verdacht umgaben die stark unter Druck stehende politische Situation und die Marxistischen Ideologien, die über die linke Studentenbewegung fegten. Indem er das Material größtenteils unbearbeitet lässt, spiegelt Bruch die benommene Reaktion von Künstlern dieser Zeiten wider. Einer der einzigen Eingriffe wurde an der Stelle des von der RAF herausgegebenen Materials gemacht, an der die Geisel Schleyer vor dem RAF-Symbol des Sterns und des Maschinengewehrs gefangen gehalten wird. Die Erzählerstimme wird unterbrochen und wird zu einem hohen Radioton, der den verstärkenden Effekt widerspiegelt, den die Massenmedien auf die Geschehnisse hatten. Bruch kontrastiert dies mit kurzen Ausschnitten aus anderen Bereichen der Popkultur: eine Modewerbung für Lippenstift, der Abschuss einer Raumfähre, Bilder aus Diskotheken und das Lied Working Class Hero von John Lennon. Aus dieser Gegenüberstellung ergibt sich ein schockierendes Portrait des sozialen, politischen und kulturellen Klimas der späten 70er Jahre, in dem all diese Erfolge der modernen Gesellschaft Bruch sehr deutlich erschüttern und gewissermaßen verstummen lassen.