Jurystament: transmediale Award 2009

31.01.2009

Jurystament: transmediale Award 2009

Der transmediale Award widmet sich aktuellen Positionen der digitalen Kunst und
Medien. Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, ihre jüngsten Arbeiten bei dem
Wettbewerb einzureichen.
 
Die Jury des diesjährigen Wettbewerbs besteht aus Annick Bureaud (Paris), Bronac
Ferran
(London), Juha Huuskonen (Helsinki),  Pooja Sood (Neu Delhi) und Christoph 
Tannert
(Berlin).

Wir, die Mitglieder der Jury, sind eine heterogene Gruppe aus fünf verschiedenen Ländern. Wir haben eine große Anzahl von Arbeiten gesehen, die ein breites Spektrum von Techniken repräsentieren. Die anregenden Diskussionen und intensiven kritische Auseinandersetzungen haben dabei mitunter zu einer Neubewertung unserer individuellen kritischen (und subjektiven) Ansichten und letztendlich zur Zusammenstellung einer Nominierungsliste geführt. Wir hoffen, dass diese Shortlist einige Überraschungen bietet und trotzdem die ganze Bandbreite der zeitgenössischen Medientechniken widerspiegelt.

Zwangsläufig war der  Entscheidungsprozesses untrennbar mit unseren persönlichen Sichtweisen verbunden. Es war ein langsamer und  kreativer 'Destillierungsprozess', der in der Zusammenstellung dieser Shortlist mündete, die unserer Meinung nach sowohl das Spektrum der Jurymeinungen als auch die Heterogenität der Arbeiten ausdrückt.

Wir haben diese Shortlist nach einer eingehenden kritischen Beurteilung von ca. 60 Arbeiten zusammengestellt, die aus über 1000 eingereichten Projekten ausgewählt wurden. Unsere Aufgabe bestand  darin, Kongruenzpunkte zu finden. Nach einem ausführlichen Dialog und manchmal äußerst lebendigen Diskussionen erreichten wir schließlich einen Konsens. In einigen Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit dem Festivalthema klar ersichtlich.

Wir wollten jedoch diesen Punkt nicht auf Kosten anderer Aspekte überbewerten, sondern die Qualität der Arbeit, das Konzept und unsere Einschätzung, inwieweit die Arbeit in den Kontext der transmediale.09 passt miteinbeziehen.

Unser Ziel war, eine Shortlist zusammenzustellen, die sowohl aufstrebende als auch bereits besser bekannte Künstler enthält. Dabei war unser Hauptanliegen in diesem Entscheidungsprozesses, nicht nur die künstlerische Vision und Vorstellungskraft zu respektieren, sondern auch die Qualität der Ausführung zu berücksichtigen. Wir waren uns auch einig, die Arbeiten in ihrer Gesamtheit bewerten zu wollen und nicht den Schwerpunkt auf bestimmte Techniken, Medien oder Genres zu legen. Dabei war uns nicht wichtig, ob die Nominierungen 'Hightech', 'Lowtech' oder 'No-tech' waren, solange die Arbeiten über das Festival hinaus stimulieren und in Erinnerung bleiben werden.

Das Schlüsselwort für uns war die 'Wahrnehmung'. Damit meinen wir, wie Betrachter, Besucher, Benutzer und Teilnehmer die Werke wahrnehmen. Wir haben versucht Projekte auszuwählen, deren Thematik vielfältige Sichtweisen auf eine komplexe und divergente Welt widerspiegelt.

Auf der Shortlist finden sich Arbeiten, die Leichtigkeit mit Ernsthaftigkeit und analog mit digital verbinden und die Medien individuell und in der Gruppe nutzen. Die Liste zeigt auch unser Interesse für die Vergangenheit und die Zukunft und die kombinierte Nutzung alter und neuer Medien, um über aktuelle Themen zu kommunizieren.

Erwähnt werden sollte noch, dass in der Woche im Oktober 2008, in der unsere Auswahltreffen stattfanden, das weltweite Finanzsystem kurz vor dem schlimmsten  Kollaps seit 80 Jahren stand und dass wir manchmal den kalten Hauch der Veränderung spürten, der durch die offenen Türen unseres Raumes wehte.
 

Wir, die Mitglieder der Jury, sind eine heterogene Gruppe aus fünf verschiedenen Ländern. Wir haben eine große Anzahl von Arbeiten gesehen, die ein breites Spektrum von Techniken repräsentieren. Die anregenden Diskussionen und intensiven kritische Auseinandersetzungen haben dabei mitunter zu einer Neubewertung unserer individuellen kritischen (und subjektiven) Ansichten und letztendlich zur Zusammenstellung einer Nominierungsliste geführt. Wir hoffen, dass diese Shortlist einige Überraschungen bietet und trotzdem die ganze Bandbreite der zeitgenössischen Medientechniken widerspiegelt. Zwangsläufig war der Entscheidungsprozesses untrennbar mit unseren persönlichen Sichtweisen verbunden. Es war ein langsamer und  kreativer 'Destillierungsprozess', der in der Zusammenstellung dieser Shortlist mündete, die unserer Meinung nach sowohl das Spektrum der Jurymeinungen als auch die Heterogenität der Arbeiten ausdrückt.

Wir haben diese Shortlist nach einer eingehenden kritischen Beurteilung von ca. 60 Arbeiten zusammengestellt, die aus über 1000 eingereichten Projekten ausgewählt wurden. Unsere Aufgabe bestand  darin, Kongruenzpunkte zu finden. Nach einem ausführlichen Dialog und manchmal äußerst lebendigen Diskussionen erreichten wir schließlich einen Konsens. In einigen Arbeiten ist die Auseinander-setzung mit dem Festivalthema klar ersichtlich.

Wir wollten jedoch diesen Punkt nicht auf Kosten anderer Aspekte überbewerten, sondern die Qualität der Arbeit, das Konzept und unsere Einschätzung, inwieweit die Arbeit in den Kontext der transmediale.09 passt miteinbeziehen.

Unser Ziel war, eine Shortlist zusammenzustellen, die sowohl aufstrebende als auch bereits besser bekannte Künstler enthält. Dabei war unser Hauptanliegen in diesem Entscheidungsprozesses, nicht nur die künstlerische Vision und Vorstellungskraft zu respektieren, sondern auch die Qualität der Ausführung zu berücksichtigen. Wir waren uns auch einig, die Arbeiten in ihrer Gesamtheit bewerten zu wollen und nicht den Schwerpunkt auf bestimmte Techniken, Medien oder Genres zu legen. Dabei war uns nicht wichtig, ob die Nominierungen 'Hightech', 'Lowtech' oder 'No-tech' waren, solange die Arbeiten über das Festival hinaus stimulieren und in Erinnerung bleiben werden.

Das Schlüsselwort für uns war die 'Wahrnehmung'. Damit meinen wir, wie Betrachter, Besucher, Benutzer und Teilnehmer die Werke wahrnehmen. Wir haben versucht Projekte auszuwählen, deren Thematik vielfältige Sichtweisen auf eine komplexe und divergente Welt widerspiegelt.

Auf der Shortlist finden sich Arbeiten, die Leichtigkeit mit Ernsthaftigkeit und analog mit digital verbinden und die Medien individuell und in der Gruppe nutzen. Die Liste zeigt auch unser Interesse für die Vergangenheit und die Zukunft und die kombinierte Nutzung alter und neuer Medien, um über aktuelle Themen zu kommunizieren.

Erwähnt werden sollte noch, dass in der Woche im Oktober 2008, in der unsere Auswahltreffen stattfanden, das weltweite Finanzsystem kurz vor dem schlimmsten  Kollaps seit 80 Jahren stand und dass wir manchmal den kalten Hauch der Veränderung spürten, der durch die offenen Türen unseres Raumes wehte.

Harwood, Wright und Yokokoji
Tantalum Memorial
uk, 2008

Diese komplexe Arbeit wird für die transmediale umgebaut, nachdem sie bereits 2008 auf der SJ01 Biennale in San José und auf der Manifesta7 in Italien zu sehen war. Entscheidend für eine Normierung war die Ausführungsqualität, die Dichte der Vorstellungskraft sowie die konzeptuellen und metaphorischen
Stärken. Das Werk erinnert an die mehr als drei Millionen Menschen, die im Laufe der letzten zehn Jahre in kriegerischen Auseinandersetzungen im Kongo getötet wurden. Es setzt auf vielen Ebenen an, indem es die Nutzung der Telephonie mit Computertechnologie verbindet. Ein Gestell mit elektromagnetischen
Strowger-Schaltwählern wird durch einen Computer aktiviert, so dass Anrufe aus dem 'Telephone Trottoire', d.h. einem Netzwerk 'sozialer Telefonie', das für die internationale kongolesische Diaspora erdacht wurde, zurückverfolgt werden können. Dieses Projekt baut auf dem 'Radio Trottoire' auf, ein in Kongo übliches Kommunikationsmittel, mit dem Neuigkeiten an Straßenecken von Mund zu Mund weitergegeben werden, um staatlicher Kontrolle zu entgehen. Der Jury erschien die Vorstellungskraft und die Einbeziehung von gesellschaftspolitischen Zielen außergewöhnlich. Durch ihre aussergewöhnliche Vorstellungskraft haben die Künstler einen erfolgreichen Ansatz gefunden, sich mit Themen auseinander zu setzen, die uns auf globaler Ebene betreffen, sich aber anfänglich auf lokaler Ebene zeigen. Diese Arbeit verdient im Rahmen der transmediale 09 in jedem Fall Anerkennung.


Hiroshi Matoba
Overbug
jp, 2008

Overbug ist ein von Hiroshi Matoba kreiertes Musikperformance-Tool, mit dem sich Minimal und Dance Musik komponieren lassen. Durch die Wiederholung und Neuanordnung von Klangbildern, den so genannten 'Bugsounds', erzeugt das Programm komplexe, polyrhythmische Klänge. Wir fanden diese Arbeit erfrischend und amüsant, unterhaltsam und anregend. Der kreis- und schleifenförmige Ablauf hat einen poetischen Reiz. Die Bezugnahme auf die Zyklen der Zeit, der Natur und des menschlichen Lebens erinnern uns daran, dass es in der Natur der Dinge liegt, dass sie sich verändern, vergehen und wiederkehren, dadurch dass sich die Erde dreht. Es ist so einfach wie ein Rad, eine Art entmystifizierendes und unterhaltsames Spielzeug, das uns in einen kreativen und künstlerischen Prozess involviert. Ohne Zweifel ist es nur ein Spielzeug - ein einfaches Mittel für Interaktion und Ausdruck. Und gerade deshalb passt es gut in die heutige Zeit: es ist ein Werk des 21. Jahrhunderts, bestehend aus Software und einem Maschinencode. Ein Werk, das nicht versucht anspruchsvoll oder konzeptionell zu sein; es ist einfach das, was es ist, und macht einfach das, was es macht. Es erzeugt das Gefühl, dass man
mitmachen kann, und zwar nicht nur mit anderen Menschen sondern auch mit dem System. Selbst wenn sich die Welt verdunkelt und das Eis schmilzt, haben wir das Gefühl, dass es immer noch Raum zum Spielen und ein wenig Zeitvertreib gibt.


Ewen Chardronnet and Bureau d'études
Laboratory Planet
fr, 2007, ongoing

Laboratory Planet ist ein regelmäßig erscheinendes Journal, das vom Bureau d'études, Ewen Chardronnet und einem Netzwerk von Mitarbeitern produziert wird und Teil eines fortlaufenden Projektes ist, das in vielen unterschiedlichen Medien erscheint. Uns gefiel der Sinn für Dringlichkeit, die Aufforderung zu handeln, die Polemik und die Gestaltung des Journals. Das Konzept von 'Laboratory Planet' erschließt sich aus Texten, die Hightech, Advanced Sciences, Kontrollgesetze und -systeme hinterfragen. Die Artikel entlarven besondere Technologien und Methoden wissenschaftlicher Forschung, die im hinter verschlos-senen Türen Geheimen entwickelt werden. Bei anderen Artikeln geht es um utopische oder anti-utopischedystopische Szenarien. Die Bilder und Darstellungen im Journal könnten aus Sciencefiction-Filmen stammen oder sie zeigen eine Galerie der Kommandozentralen der Bösewichter aus verschiedenen James-Bond-Filmen. Michel Tibon-Cornillot schreibt in der ersten Ausgabe: 'Ist es wirklich notwendig, dass wir uns in Erinnerung rufen müssen, dass die tiefsten Quellen der Tyrannei nicht in der nur zu sichtbaren Existenz von Zwang liegen, sondern im akzeptierten, verinnerlichten Vergessen anderer
Welten, Welten, die untergegangen sind, und Welten die immer noch möglich sind?' Für uns war Laboratory Planet – ein Projekt, das sich formal von vielen Einreichungen unterscheidet – ein wichtiger, einmaliger und künstlerischer Beitrag zu den zeitgenössischen Diskursen und Diskussionen.

Rudolfo Quintas
Burning the Sound
pt, 2008

"Jede ausreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht unterscheidbar." Dieses Zitat von Arthur C. Clarke passt gut auf Burning the Sound, eine Performance des jungen portugiesischen Künstlers, Rudolfo Quintas, in der Hightech und eines der frühsten von Menschen benutzten Werkzeuge
– das Feuer – kombiniert werden. Über Ttausende von Jahren hat dieses Element nichts von seiner magischen, hypnotisierenden Wirkung verloren. Trotz unseres heutigen Wissens ist das Verhalten der Flammen immer noch jenseits unserer Kontrolle und unseres Verständnisses. Die Performance steigert diese chaotische Energie und geht mit uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, bis wir um eine Feuerstelle hocken und uns die Schamanen erscheinen. Das von Quintas speziell entwickelte Software-Instrument ist so perfekt gestaltet, dass die eingesetzte Hightech zu verschwinden scheint. Der Live-Performer und seine Fähigkeit 'mit dem Feuer zu spielen' rücken in den Mittelpunkt. Die Arbeit ist  Komposition und Performance, Technik und Ausdruck, und Quintas eigene Anwesenheit in der Arbeit zieht die Zuschauer in das Licht der Flamme und führt zu einer Art Austausch – eine Art visuelles und körperliches Ritual. Das Feuerzeug fungiert als eine Art Pinsel, mit dem Klänge aus der Luft herausgeschnitzt werden, die das Feuer fortwährend verbraucht.


Michiko Nitta
Extreme Green Guerrillas
uk, 2007

Thematisch dicht und mit bizarren und liebenswerten Wendungen ausgestattet, bietet uns diese Arbeit eine Reihe von ironischen Optionen, den schmalen Grad zwischen Ironie und Ernst zu beschreiten. Die Arbeit lenkt die Aufmerksamkeit auf vertraute Themen wie Klimaveränderung, übermäßiger Konsum und destruktive Lebensformen. Auch werden einfache Lösungen auf der Grundlage von grünen Ansätzen und umweltfreundlichen Lebensstilen vorgeschlagen, die möglicherweise für uns alle umsetzbar wären. Die einfallsreichen Lösungen greifen zurück auf ein Zusammenwirken von Hightech und grünen Bewegungen, und in die Aktionen und Entwicklungen sind auch einige unserer Mitbewohner auf diesem Planeten, wie zum Beispiel Meersäugetiere oder Vögel, involviert. Auf den ersten Blick scheint alles extrem zu sein, aber wenn wir genauer hinsehen, entdecken wir den Humor und die Absurdität, die entstehen, wenn wir vermeintlich 'gute Ideen' und ein 'gutes Gewissen' auf die absolute Spitze treiben. Unser Versuch, die Ernsthaftigkeit von Dingen zu würdigen, kann auch dazu führen, dass wir einen gesteigerten Grad von Absurdität erreichen. Die Jury ist letztendlich dem Charme der überzeugenden Mischung erlegen – der Identifikation des Einzelnen als Ausgangspunkt für globale Lösungen und der wunderschönen Kombination von Hightech- Pseudodesignlösungen und altmodischen Lösungen.


Petko Dourmana
Post Global Warming Survival Kit
bg, 2008

Der in Bulgarien geborene Petko Dourmana konfrontiert uns mit der Fiktion einer postapokalyptischen Landschaft und lädt uns ein zu überlegen, wie es wäre, wenn wir uns lebend in einem 'nuklearen Winter' wiederfinden würden. Er hat eine multimediale Installation gestaltet, mit der er uns diese Situation
fühlen und visualisieren — und nicht als zufälliger Besucher draußen bleiben lässt. Uns hat die Idee gefallen, dass seine 'Überlebensausrüstung' jenseits der Erwartung einer globalen Erwärmung Hoffnung bietet. Die künstlerische Strategie passt genau in das Thema DEEP NORTH und reflektiert, wie effektiv Medienkunststrategien, seien sie taktischer oder anderer Art, in solch einem Bereich wären. Sowie auch bei einigen anderen Nominierungen fordert uns Dourmana auf, uns auf die Geschichte zu besinnen, auf die industrielle Revolution und den Übergang von einer handwerksorientierten zu einer maschinenorientierten Kultur, und auf die Rolle Europas (insbesondere Nordeuropas) als Verursacher dieser Veränderungen. Dieses Projekt zeigt eine Mehrdeutigkeit und Spannung und fragt danach, ob es irgendeinen Trost in dieser Zeit des Wechsels und der Anpassungen geben kann. Durch Konfrontation und Aktion
fordert uns die Arbeit auf innezuhalten und zu überlegen, inwieweit Beobachtung und Betrachtung dazu führen können, diesen Punkt zu erreichen.


Perry Bard
Man With a Movie Camera: The Global Remake
us, 2007

Diese Arbeit macht aus Vertovs berühmtem Stummfilm aus dem Jahr 1929, in dem er einen Tag im Leben der Sowjet Union dokumentiert, einem Dokumentarfilm über das Abfilmen des Dokumentarfilms und integriert dabei das Publikum beim Anschauen des Films. Man With a Movie Camera: The Global Remake ist ein partizipatives Video, das von Menschen auf der ganzen Welt gemacht wurde, die Bilder aufgenommen haben und das ursprüngliche Drehbuch interpretieren. Diese Bilder werden auf eine Website geladen, wo die Vorlagen mit Hilfe einer speziell entwickelten Software archiviert, in eine Reihenfolge gebracht und zu einem Film verarbeitet werden, der mit den Worten von Perry Bard, eine "weltweite Montage", und mit einem Zitat aus Vertovs Begrifflichkeiten, eine "Entschlüsselung des Lebens wie es ist" ist. So wie schon der Zugang zu einer Kamera im Jahre 1929 den Einsatz einer neuen Technologie darstellte, verwendet die Arbeit den aktuellen Stand des Webs, um Vergangenheit und Gegenwart zu dekonstruieren und neu zu verbinden. Der Jury erschien dieses Projekt gut konzipiert, selbst wenn die Methode hinsichtlich Intentionen und Techniken nicht außergewöhnlich ist. Jedoch ist die Arbeit ein erfolgreiches Beispiel für einen kulturellen Remix, bei dem die Vergangenheit reflektiert und erfolgreich in die Gegenwart transformiert wird. Wir denken, dass dieses Genre im Rahmen der transmediale eine Anerkennung verdient.


Reynold Reynolds
Six Apartments
de, 2007

Der in Berlin lebende Künstler Reynold Reynolds nimmt uns mit in eine fiktive Zukunft, die jedoch nahe genug ist, um als seltsamer Traum oder verzerrte Realität empfunden zu werden. Dazu gehören beunruhigende Dinge wie Seuchen, Verfall und Krankheiten, die sich durch die bildliche Darstellung tief in unseren Köpfen eingraben. Wir treffen auf die Bewohner von sechs Apartments und sehen ihre unterschiedlichen Reaktionen auf die wachsende Umweltkontaminierung, während sie Nachrichten über die Umweltkrise hören. Mit manchen empfinden wir Mitleid, wenn sie ihren häuslichen Raum ordnen, andere sehen wir in eine zunehmende Schwermut versinken. Obwohl diese Arbeit schockiert, beeindruckt sie zugleich durch ihre dramatischen Farben und den wirkungsvollen Einsatz von Licht, was uns an eine Mischung aus alten religiösen Bildern und zeitgenössischen Horrorfilmen erinnert. Das Ergebnis ist grotesk aber auch fesselnd. Das zugleich faszinierende und abstoßende Doppelbildschirmvideo ist für die Jury ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie durch den Einsatz des Mediums Video eine starke künstlerische Wirkung erzielt werden kann. Auch möchte die Jury diesem exzellenten Videofilmer in einer Schlüsselphase seiner Karriere eine Anerkennung auszusprechen.
 

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