Tombe
Tombe
Die Längsseite des verdunkelten Raumes ist von einer Projektionswand eingenommen, umfaßt von einem großen, hochformatigen Bilderrahmen, etwa wie ein Gemälde. Auf diese Leinwand werden Videobilder projiziert. Nach langen Pausen blauen Rauschens erscheinen immer wieder unterschiedliche Objekte oben im Bildausschnitt. Es mögen gut zwei Dutzend sein, die sowohl in ihrer Auswahl überraschen, als auch in ungewohn ten Perspektiven erscheinen. Es sind Alltagsgegenstände wie Spielzeug, Küchenutensili en, Kleidungsstücke. Allesamt ihrer ursprünglichen Funktion enthoben, sinken sie unauf haltsam vorüber und entgleiten in eine unbekannte Tiefe. Das kühle, scheinbar grobkörnige Blau der Projektion dominiert die Stimmung des gesamten Raumes. Tombe aus dem Französischen übersetzt bedeutet Grab, zugleich ist es aber auch die 3. Person Singular des Verbes tomber-fallen. So wirkt der Bildausschnitt wie ein Fenster, ein Aus blick in eine Außenzone, die jedoch weder räumliche Weite noch menschliche Gebor genheit suggeriert. Es kann ein Kanal sein oder ein Schacht, der nur eine Strömungs richtung erlaubt, den mal verhaltenen, mal bedingungslosen Sog in die Tiefe. Man möchte hineingreifen in die Wassersäule, die Gegenstände vor dem endgültigen, lautlo sen Verschwinden noch einmal berühren, vielleicht vor dem Zerschellen bewahren. Doch sind alle Bemühungen umsonst, denn wie in Tombe, so durchziehen Robert Cahens Werke gleichbleibend aktuell die Auseinandersetzung mit Libergangsstadien, Bereichen zwischen Leben und Tod, mit dem Fließen von Zeit, mit Abwesenheit und Erinnerung und dokumentieren gleichzeitig seine charakteristische Bildsprache.