Becoming Data-point
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Conference Stream Work
Wo ehemals Marketingmanager, Demografen und Statistiker an demografischen Werten, Psychographie, Clustern und Profilen knabberten, servieren heute die Big Data-Gurus nur noch eine Analyse-Einheit: den Datenpunkt. Während Digital Rights-Gruppen, Verfechter des Datenschutzes und Verbraucherorganisationen noch den Verlust der persönlichen Privatsphäre und die allgegenwärtige Überwachung durch Unternehmen und Staat beklagen, entsteht ironischerweise eine lebhafte Informationslandschaft der Post-Identitifizierung. Betreiber sozialer Netzwerke richten ihre Aufmerksamkeit nicht mehr ausschließlich auf den einzelnen User und die von ihm generierten Inhalte, sondern auch Nicht-User (also Personen ohne Account) werden getrackt und sogenannte „Schatten-Profile" von ihnen erstellt.
Der User wird nicht nur anhand seiner Datenspuren innerhalb und außerhalb des Netzes repliziert und verdoppelt, wie es Mark Poster einmal schrieb. Indem er zum Datenpunkt wird, ist der intrinsische Wert des individuellen Users vielmehr immer schon mit einer unendlichen Anzahl anderer Datenpunkte verbunden.
Dieses Panel fragt nach den ethischen, politischen und technologischen Auswirkungen, die durch das zum-Datenpunkt-werden auftreten. Mit einem breit gefächerten Ansatz versucht es, das vorherrschende Gerüst der Aufmerksamkeitsökonomie neu zu denken, das bisher verwendet wurde, um die fragwürdigen Effekte der Social Media-Plattformen theoretisch aufzuarbeiten. Die Teilnehmer des Panels diskutieren vor dem Hintergrund konkurrierender Modelle darüber, wie Social-Media-Unternehmen stetig auf der Suche nach neuen Märkten für die Datenpunkt-Ökonomie und deren soziale Berechnungen sind.